Wertvolle Wegweiser für Ältere

Basel ist die Stadt mit den meisten sozialen Angeboten in der Schweiz, und es ist sicher nicht übertrieben, die Nordwestschweiz als eine der bestversorgten Regionen in Europa zu bezeichnen. Dennoch finden nicht alle Rat- und Hilfesuchenden die Institution, die sie unterstützen kann. Ja, einige beklagen gar einen Informationsnotstand, wie sich an einer Tagung der Grauen Panther Nordwestschweiz im Juni letzten Jahres zeigte.

Aus diesem Grund war die Mitgliederversammlung vom 9. Januar 2023 jenen wertvollen Wegweisern gewidmet, die Nachfrage und Angebot für ältere Menschen zusammenbringen. Rund 70 Pantherinnen und Panther zeigten reges Interesse dafür. Moderation und Einführung besorgten Regula Meschberger und Max Gautschi.

Basel-Stadt: «Info älter werden»

Im Kanton Basel-Stadt besteht seit 2018 die Stelle «Info älter werden». Sie wurde konzipiert mit massgeblicher Beteiligung von 55+, Dachorganisation der Seniorenverbände, zu der auch die Grauen Panther gehören. «Info älter werden» ist angesiedelt beim «GGG Wegweiser» und zu Hause im Schmiedenhof neben der Stadtbibliothek. Wie Barbara Heinz und Sophia Tönshoff ausführten, ist das Angebot grundsätzlich kostenlos und an sechs Tagen in der Woche zugänglich – mit oder ohne Anmeldung. Im vergangenen Jahr wurde eine neue Website gestaltet und die Öffnungszeiten wurden stark erweitert. Bei «Info älter werden» arbeiten neben bezahlten Fachleuten auch geschulte Freiwillige.

Die Mitarbeitenden hören ihren Klientinnen und Klienten gut zu, machen mit ihnen eine Auslegeordnung der Probleme und Bedürfnisse und weisen sie dann weiter an die zuständigen Institutionen. «Wir machen nur die Triage», betont Barbara Heinz, «die eigentliche Beratung erfolgt dann bei den Fachstellen.» Falls nötig, können die Leute von «Info älter werden» auch Türöffner für die Ratsuchenden sein, indem sie einen Brief schreiben oder ein Telefonat führen. Für bestimmte Dienstleistungen gibt es einen Tarif von 20 Franken, der allerdings bei knappen Finanzen erlassen werden kann. 

Im Weiteren wird die Datenbank www.sozialesbasel.ch geführt, die zurzeit 1200 Angebote von 500 Organisationen auflistet.

Baselland: Regionale Organisation

Im Kanton Baselland sind die 86 Gemeinden durch das Altersbetreuungs- und Pflegegesetz verpflichtet, sich in Versorgungsregionen zusammenschliessen, die jeweils eine Informations- und Beratungsstelle anbieten müssen. In der Versorgungsregion Rheintal (Augst, Birsfelden, Giebenach, Muttenz und Pratteln) wurde die erste Beratungsstelle in Pratteln 2018 gegründet. Im vergangenen Jahr folgten Muttenz und Birsfelden. Die Gesamtleitung liegt bei Daniela Berger.

Im Vergleich zu Basel sind die Baselbieter Stellen stärker in der Praxis von Pflege und Betreuung engagiert, befassen sich mit der Wohn- und Lebenssituation oder dem Eintritt in ein Heim. Wie Daniela Berger berichtete, besuchen sie und ihre Kolleginnen die Klientinnen und Klienten bei Bedarf auch zu Hause, um sich ein Bild zu machen, oder halten telefonisch regelmässigen Kontakt.

Für die Versorgungsregion Leimental (Biel-Benken, Bottmingen, Burg i.L., Ettingen, Oberwil und Therwil) wurde 2022 eine zentrale Fachstelle in Oberwil mit vier Mitarbeitenden eingerichtet (www.bpa-leimental.ch). Wie deren Leiter Stephan Flury berichtete, gilt ein grosser Teil der Arbeit auch den Angehörigen, speziell in Betreuungs- und Pflegesituationen. 

Wer im Kanton Baselland noch nicht weiss, wo er/sie Information und Unterstützung erhält, besucht am besten die Website der Gemeinde oder ruft bei der Gemeindeverwaltung an.

Hauptthemen der Fachstellen sind finanzielle und rechtliche Fragen («Worauf habe ich Anspruch?»). Im Weiteren geht es um Wohnformen für Ältere, um Gesundheit und Bewegung, Ernährung, Einsamkeit oder Hilfe zu Hause. Auch im Kontakt mit der KESB (Kindes- und Erwachsenenschutz-Behörde), der oft mit Ängsten und Vorurteilen belastet ist, stehen die Fachleute den Betroffenen bei.

In der anschliessenden Diskussion wurde unter anderem auf die «Nicht-Erreichbaren» hingewiesen – oft Menschen in Armut oder mit Migrationshintergrund – die nicht in der Lage sind, Informations- und Beratungsstellen zu kontaktieren. Die Fachleute kennen das Problem, das beispielsweise durch den Verein FUNDUS Basel angegangen wird. Doch gibt es einerseits auch ein «Recht auf Nicht-Erreichbarkeit», und letztlich muss die Politik entscheiden, wie eng sie die Maschen eines bereits sehr dichten sozialen Netzes knüpfen will.

Heinz Weber