Starke Vision, Warten auf Konkretes

Monatsversammmlung vom 2. Mai 2022

Lukas Engelberger, Gesundheitsdirektor Basel-Stadt, war am 2. Mai 2022 zu Gast bei den Grauen Panthern.

Corona hat ihn landesweit bekannt gemacht. Im Mai 2020 wurde Lukas Engelberger, Politiker der Mitte (vormals CVP), Präsident der Nationalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz und damit gefragter Gesprächspartner der Medien. Geschickt verstand er es die Position der Kantone zu vermitteln, ohne auf Konfrontationskurs mit dem Bundesrat zu gehen. In der Kommunikation mit der Bevölkerung mahnte er zu Vorsicht und Ernst in Bezug auf die Pandemiemassnahmen und war skeptisch gegenüber allzu raschen Lockerungen. Unermüdlich propagierte er Impfungen als wichtigstes Mittel einer Rückkehr zur «Normalität».

Nun, da diese Normalität im Wesentlichen zurückgekehrt ist, stand Lukas Engelberger just an seinem 47. Geburtstag rund 60 Pantherinnen und Panthern im QuBa eineinhalb Stunden Rede und Antwort. Zunächst widmete er sich der Alters- oder Seniorenpolitik in Basel-Stadt. Unter dem Titel «Gut und gemeinsam älter werden» wird eine wohlklingende Leitlinie formuliert:

«Alle profitieren vom Wissen, von den Erfahrungen und vom Engagement der älteren Menschen. Sie sind respektiert, gehören zum Quartier- und Vereinsleben, geniessen das kulturelle Angebot und bewegen sich frei und sicher in unserer Stadt und unseren Gemeinden. Wenn die Kräfte nicht mehr ausreichen, können sie auf Rat und Tat der Gemeinschaft zählen. Dank der Solidarität zwischen den Generationen ist ein selbstbestimmtes Leben für alle möglich.»

Teilhabe fördern, Isolation verhindern
Engelberger wurde in seinen Ausführungen nicht sehr viel konkreter als es diese auch als «Vision» bezeichneten Leitsätze sind. Immerhin gibt es nun eine Liste von Themen, die in der laufenden Legislaturperiode bis 2025 umgesetzt werden sollen. An der Spitze stehen «Soziale Teilhabe fördern – soziale Isolation verhindern» sowie «Schutz vor Benachteiligung und Ausschluss». Weitere Bereiche sind Wohnen, Wertschätzung für betreuende Angehörige, Beziehung zwischen den Generationen, aber auch beispielsweise «Queer altern» oder «Gewalt im Alter».

Max Gautschi, Mitglied der Geschäftsleitung, moderierte den Anlass. Er erinnerte daran, dass die Grauen Panther und die Dachorganisation «55+» im August 2019 zu einer Medienkonferenz mit dem Titel «Alterspolitik in Basel auf fragwürdigen Pfaden» eingeladen hatten. Anlass zur Kritik gab vor allem, dass die Altersorganisationen nicht in die Erarbeitung der Leitlinien einbezogen wurden. Ausserdem waren diese Leitlinien informell, also ohne Verbindlichkeit und konkrete Ziele formuliert.

Inzwischen, so Gautschi, könne man sagen, dass die Kritik vom Gesundheitsdepartement, aber auch von der Gesamtregierung gehört worden sei. Es werde nicht mehr im stillen Kämmerlein gearbeitet, sondern es würden sämtliche betroffenen Interessengruppen einbezogen. Die weitere Umsetzung müsse zeigen, ob aus der Vision konkrete Massnahmen folgen und somit Nägel mit Köpfen gemacht werden. Man glaube jedenfalls gemeinsam auf einem guten Weg zu sein.

Zum Thema Altersmedizin widmete sich Engelberger vor allem dem Felix Platter Spital oder, wie es offiziell heisst, «Universitäre Altersmedizin Felix Platter». Er lobte dessen Angebot – von Akutbehandlung über Rehabilitation bis zur Alterspsychiatrie – als neuartig und wahrscheinlich einzig in der Schweiz. Der grosszügige Ausbau mit 308 Betten auf vier Stockwerken, vor Jahren als überrissen kritisiert, habe sich als bedarfsgerecht erwiesen.

Das während der Pandemie zeitweise beschädigte Vertrauen der Menschen in die Spitäler sei zurückgekehrt, sagte der Gesundheitsdirektor: «Die Spitäler sind voll.» Namentlich das Felix Platter Spital habe eine «enorm hohe Auslastung».

Impfen ja – einmauern nein
Zu Fragen von Covid 19/Corona kann Lukas Engelberger wahrlich als Experte gelten. Einleitend gestand er ein, dass man beim Regime in den Alters- und Pflegeheimen im Jahr 2020, «nicht auf Anhieb den idealen Umgang» gefunden habe. In der Folge und durch das Jahr 2021 habe man aber gelernt, besser damit umzugehen. Auch die «gesamtgesellschaftliche Diskussion» habe zur Erkenntnis geführt, dass es zwar wichtig sei, die Menschen vor Ansteckung zu schützen, aber ebenso wichtig, trotzdem soziale Kontakte zu ermöglichen.

Heute sind rund 75% der Menschen im Kanton Basel-Stadt zwei Mal gegen Corona geimpft, aber nur gut die Hälfte hat auch den «Booster» in Anspruch genommen. Engelberger riet dazu, dies auf jeden Fall zu tun. Wahrscheinlich werde es eine weitere Impfkampagne im nächsten Herbst geben. Angepasste Impfstoffe seien in Entwicklung, aber Anträge für die Zulassung seien noch nicht eingegangen. «Wir müssen den Pfad der kontrollierten Immunisierung weiter gehen», hielt Engelberger fest: Impfen ja, sich einmauern nein. Es gebe Anlass zum Optimismus, dass die Gesellschaft diese Krise in absehbarer Zeit «verdauen» werde.

Heinz Weber