Menschen, die einen fair entlöhnten Job suchen, und andere, die eine zahlbare Dienstleistung brauchen – QuartierJobs bringt sie zusammen. An der Monatsversammlung der Grauen Panther Nordwestschweiz vom 3. März im Oekolampad stellte Pierre-Alain Niklaus die Organisation vor und stiess auf grosses Interesse.
5000 Arbeitsstunden, geleistet von rund 90 Jobberinnen und Jobbern im Dienst von gegen 200 Auftraggeberinnen und Auftraggebern – das sind die Eckzahlen des Vereins QuartierJobs. Dieser entstand vor drei Jahren aus dem 1998 gegründeten NachbarNet. Beruhte NachbarNet noch auf einer Art Taschengeld-System, so setzt QuartierJobs auf eine zwar bescheidene, aber faire Entlöhnung sowie geregelte Sozialbeiträge und Versicherung. Drei Personen mit je einer 50%-Anstellung besorgen Vermittlung und Administration.
Pierre-Alain Niklaus, Co-Leiter von QuartierJobs, und Regula Meschberger, Co-Präsidentin der Grauen Panther, gestalteten den Auftritt als spontanes Frage- und Antwortspiel, was beim Publikum auf lebhaftes Interesse stiess.
Unkompliziert und unbürokratisch
Hilfe beim Einkaufen oder beim Frühjahrsputz, Unterstützung im Umgang mit Handy und Computer, schweres Heben und Tragen, kleine Transporte oder handwerkliche Dienstleistungen – das sind einige der Aufgaben, die von Jobberinnen und Jobbern übernommen werden. «Unkompliziert und unbürokratisch» solle die Abwicklung sein, betont Pierre-Alain Niklaus. Nicht im Angebot sind etwa Umzüge oder qualifizierte gesundheitliche Dienstleistungen, wie sie von der Spitex erbracht werden. Man sieht sich grundsätzlich als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu Organisationen wie Spitex oder Pro Senectute.
Die Auftraggebenden bezahlen einen Pauschalpreis von 35 Franken pro Stunde (Vereinsmitglieder 30). Ermässigungen sind je nach Einkommen möglich. Unter Umständen kann der Lohn via Ergänzungsleistungen abgerechnet oder sogar vom Arzt verschrieben werden, zum Beispiel wenn es darum geht, eine Person regelmässig auf dem Spaziergang zu begleiten.
Das Spektrum der Auftraggebenden reicht vom immer weniger mobilen 90-Jährigen, bis zur jüngeren Long-Covid-Patientin und Mutter. Manchmal sind es einzelne Aufträge, oft aber auch langdauernde Engagements, aus denen sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt: «Das Menschliche ist uns wichtig», sagt Niklaus, «es muss auch persönlich passen.»
Ein fester Boden oder eine Brücke
Wer sind die QuartierJobberinnen und -Jobber? Oft sind es Menschen, die ihre Arbeit verloren haben und eine Brücke zu einer neuen Stelle bauen wollen. Oder es sind solche, die aus dem Ausland kommen (z.B. Ukraine) und hier festen Boden unter den Füssen suchen. Oder schliesslich Menschen die aufgrund einer körperlichen oder seelischen Einschränkung kein volles Pensum annehmen können. Auch Seniorinnen und Senioren sind dabei, wobei Pierre-Alain Niklaus klarstellt, dass begüterte ältere Personen sich doch eher um ehrenamtliche Arbeit bemühen sollen.
Die Entlöhnung soll fair sein, aber sie ist nicht existenz-sichernd. Sie geschieht in drei Stufen: Die unterste liegt mit 24.57 Franken etwas über dem Basler Mindestlohn, die höchste beträgt 27.41 Franken brutto. Wer mitmachen will, wird zu einem Abklärungsgespräch eingeladen, muss aber kein formelles Bewerbungsdossier einreichen. Das Eintrittsalter liegt zwischen 20 und (in der Regel) 70 Jahren.
Idealerweise erfolgt die Vermittlung im Quartier respektive in der näheren Umgebung. Deshalb ist QuartierJobs weitgehend auf Basel-Stadt beschränkt. «Das System liesse sich aber auch gut auf grössere Baselbieter Gemeinden übertragen», hielt Moderatorin Regula Meschberger fest.
Übrigens: Als soziale Organisation, die auch Menschen hilft, die krank, betagt, armutsbetroffen oder auf sich allein gestellt sind, ist QuartierJobs auf Spenden angewiesen. Und der Verein sucht Mitglieder.
Heinz Weber
QuartierJobs
Kleinhüningeranlage 3
4057 Basel
061 381 02 30
quartierjobs@qjb.ch
www.quartierjobs.ch
Bildlegende:
Pierre-Alain Niklaus und Moderatorin Regula Meschberger.
Foto hw