Neugier und Skepsis weisen den Weg

Auch für Ältere wird der Umgang mit Internet und Smartphone zunehmend Alltag. Wir wollen die damit verbundenen Vorteile nutzen, möglichst ohne Betrügern auf den Leim zu gehen. Wie das geht, vermittelte an der Monatsversammlung der Grauen Panther Nordwestschweiz vom 3. November im Oekolampad die Cybersicherheits-Expertin Sandra Känzig. 

«Ruhe und Sicherheit in der IT-Welt gewinnen!» stand als Titel über der Einladung zu dieser Versammlung. Diesen Wunsch haben viele Pantherinnen und Panther, wie der vollbesetzte Oekolampad-Saal zeigte. Die Gruppe «Digitale Transformation» hatte den Anlass organisiert; Ursina Baumgartner besorgte die Moderation.
«Skeptisch sein – das ist der beste Gedanke, den ich Ihnen heute mitgeben kann», sagte Sandra Känzig, Senior Information Security Officer bei Baloise. Sie ist nicht nur täglich mit Sicherheitsfragen beschäftigt, sondern auch gewohnt, ihr Wissen verständlich vorzutragen. Indem sie ihren eigenen Eltern den Umgang damit nahe bringt, weiss sie auch, was ältere Menschen in diesem Bereich interessiert und bewegt.

Sonnen- und Schattenseiten
Sie schilderte denn auch zuerst einmal die Sonnenseiten der neuen Entwicklungen, beispielsweise, dass wir nicht nur unser Bahnticket mit dem Handy lösen, sondern uns auch durch Künstliche Intelligenz (KI) ein Programm für die nächste Städtereise zusammenstellen lassen können. Ja sogar Arztberichte lassen sich per KI vom Mediziner-Jargon in die Alltagssprache übersetzen. Und wir können mit unseren Lieben verbunden bleiben, wo immer auf der Welt sie sich befinden.
Sie trage nicht einmal mehr ein Portemonnaie bei sich, liess Sandra Känzig wissen. In der Hülle ihres Handys gebe es Platz für die nötigen Kärtchen und sogar für ein Zwanzigernötli, damit notfalls auch mal ein Kaffee bar bezahlt werden kann.
«Es gibt natürlich auch Schattenseiten», hielt sie, wenig überraschend, fest: «Sonst hätte ich ja keinen Job.» Die umfassende elektronische Verbundenheit hat zahllose Betrüger (wohl auch Betrügerinnen) auf den Plan gerufen, die uns schädigen wollen. Es geht da wahrhaftig nicht nur um Kleingeld. Känzig berichtete von einer Frau, die den Anruf eines Mannes erhielt, der sich als «Microsoft-Supporter» ausgab. Mit der Behauptung, ihre Computer-Probleme (die sie per Zufall tatsächlich hatte) lösen zu wollen, konnte er ihre gesamten Ersparnisse abgreifen: 170’000 Franken!
Es gebe Schwachstellen des Systems (also Handy und Computer) und Schwachstellen beim Menschen. Diese seien weitaus häufiger. Die häufigste Masche ist, dass Betrüger versuchen, durch gefälschte Mails möglichst viele persönliche Daten zu erlangen, um daraus Gewinn zu ziehen (Fachausdruck «Phishing»). Oft wird mit der Angst der Empfängerinnen und Empfänger gespielt. Man droht, ein Konto werde gesperrt, eine Bestellung nicht ausgeliefert, oder es wird ein ausserordentlich attraktives Angebot gemacht. Wer sich interessiert und auf den entsprechenden Link klickt, oder den QR-Code scannt befindet sich schon im Netz der Spinne.
Sandra Känzig rät: Wird mit Angst operiert, ist ganz besondere Vorsicht angebracht. Überhaupt gelte es immer, sich zu fragen: «Weshalb erhalte ich diese E-Mail? Macht es Sinn, dass gerade ich sie bekomme?» Zu achten ist auch auf den Absender. Stimmt er mit der Person oder Firma, die mich kontaktiert, überein?

Passwort: Einmalig und komplex
Wie kann man sich schützen? Starke Passwörter zu verwenden ist die nächstliegende Massnahme. Mindestens 12, besser 14 Zeichen sollen sie lang sein, komplex und nach Möglichkeit einmalig (das heisst, nicht für mehrere Zwecke verwendet). «Wenn Sie heute nach Hause gehen, stellen sie sicher, dass zumindest ihr E-Mail-Passwort einmalig ist», hielt Känzig fest. 168 Passwörter hat heutzutage ein Mensch im Durchschnitt. Die sind nicht im Kopf zu behalten; ein Password-Manager kann helfen. Auch selbst gesetzte Einschränkungen für die Nutzung von Bankkonten oder Kreditkarten schaffen Sicherheit.
Die eineinhalb Stunden des Vortrags vergingen im Nu – nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Referentin, die noch viel zu sagen gehabt hätte. Ihre Präsentation RUHE UND SICHERHEIT IN DER IT WELT GEWINNEN ist diesem Bericht beigefügt. Ebenfalls findet sich da eine Liste der Gruppe Digitale Transformation: «Support zur Anwendung digitaler Geräte / digitaler Medien». Die Mitglieder der Gruppe Digitale Transformation stellten sich ausserdem nach der Versammlung noch für persönliche Fragen zur Verfügung – ein grosszügiges Engagement.

Heinz Weber

weitere Infos:
Präsentation: RUHE UND SICHERHEIT IN DER IT WELT GEWINNEN 
Liste: Support zur Anwendung digitaler Geräte / digitaler Medien

Bildlegende:
Kompetent und klar: Cybersicherheits-Expertin Sandra Känzig.
Foto hw