Geht es Menschen über 80 wirklich so gut?

Die Autorinnen der VASOS-Studie zur Hochaltrigkeit erläuterten persönlich ihre Arbeit

Die Pantherpost, Zeitschrift der Grauen Panther Nordwestschweiz, berichtete in ihrer Juni-Ausgabe ausführlich über die Umfrage „Menschen über 80, eine von der Gesellschaft vernachlässigte Gruppe!?“. Nun waren die Projektleiterin der Umfrage, Liselotte Lüscher, und die Autorin des wissenschaftlichen Berichts, Anna Borkowsky, persönlich in Basel zu Gast, um diese Arbeit zu erläutern, an der auch Rita Heinzelmann als Mitglied der VASOS-Arbeitsgruppe Hochaltrigkeit beteiligt war. Die Moderation besorgte Hanspeter Meier, Co-Präsident Baselland. Das Interesse war gross. Gegen 80 Pantherinnen und Panther nahmen an der Monatsversammlung vom 4. September 2023 teil.

Die Haupt-Aussage, nämlich dass es der Generation 80+ erstaunlich gut geht, blieb auch in der Präsentation durch die Soziologin Anna Borkowsky erhalten: Mehr als die Hälfte der 1034 Befragten fühlen sich jünger als sie sind. Umgekehrt fühlt sich nur eine kleine Minderheit älter als sie sind. 70% der Befragten beschreiben ihren allgemeinen Gesundheitszustand als „gut bis sehr gut“. Nur 4% beurteilen ihre Gesundheit als „schlecht bis sehr schlecht“. Neun von zehn Hochaltrigen geben an, sie könnten weitgehend für sich selbst sorgen. Bemerkenswert: Auch von den Befragten im Alter von 90+ schätzt immerhin ein Drittel die eigenen Computer-Kenntnisse als gut oder sehr gut ein.

Diskriminierungs-Erfahrungen aufgrund ihres Alters haben 39% der Befragten gemacht, wobei es in erster Linie um die Behandlung auf dem Wohnungsmarkt, beim Umgang mit Versicherungen und im Zahlungsverkehr geht. Signifikant ist die häufigere Diskriminierung von über 90-Jährigen und von Menschen mit geringem Einkommen.

Zwei Drittel sind Frauen

Heute sind rund 450’000 Menschen in der Schweiz älter als 80 Jahre. Deren Zahl hat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt und wächst weiter an. Die demografische Entwicklung führt dazu, dass zwei Drittel dieser Gruppe Frauen sind. Frauen kämpfen auch häufiger mit finanziellen Problemen und bewerten ihre eigene Gesundheit schlechter als die Männer.

Dass die Umfrage per Computer ausgefüllt werden musste – wobei man Hilfe Kindern, Enkeln oder anderen Personen der Umgebung in Anspruch nehmen durfte –, führte in der Diskussion zum Zweifel an den Ergebnissen. Man habe dadurch vorwiegend die Gebildeten und finanziell besser Gestellten erfasst, deren Zufriedenheit und Gesundheitszustand grundsätzlich höher sei als jene von weniger Gebildeten und Ärmeren. Daher die positiven Ergebnisse. Demgegenüber bestand Anna Borkowsky darauf, die Umfrage sei zwar nicht repräsentativ, aber die Methodik wissenschaftlich abgestützt und valide. Ein Teil der Ergebnisse decke sich auch mit jenen von anderen soziologischen Studien.

Die Arbeitsgruppe Hochaltrigkeit hat aus der Umfrage auch Forderungen abgeleitet, die Rita Heinzelmann vorstellte. Die wichtigste: „Nicht für die Hochaltrigen, sondern mit ihnen! Alle Altersgenerationen, d.h. auch hochaltrige Personen sollen in die politischen Prozesse einbezogen wer- den. Sie dürfen nicht aus Ämtern, Gremien und Vereinen gedrängt werden. Ihr Engagement und Wille zur Mitarbeit sollen respektiert und genutzt werden.“ Es brauche paritätisch zusammengesetzte Fachgremien für Hochaltrigkeit auf allen Ebenen,

In der Diskussion wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass es auch Sache der Älteren selbst sei, sich für ihre Interessen und Anliegen zu wehren, Einfluss zu nehmen, ihre Meinung zu äussern. Eine Gelegenheit dazu ist die Abstimmung im nächsten Frühjahr für eine 13. AHV.

Weitere Informationen

Pantherpost, Ausgabe 2/23 vom Juni 2023, abrufbar auf www.grauepanther.ch

https://vasos.ch/publikationen_vasos/80plus/