Die Fasnacht im Dreiland kennt keine Grenzen!

Vor einem zahlreichen interessierten Publikum erzählte die Kulturjournalistin Edith Schweizer-Völker unter der Moderation von Heinz Weber über die vielfältigen Fasnachts-bräuche im Dreiland. Zum Thema hat sie 2015 ein Buch geschrieben, das vom Grafiker und Laternenmaler Fredy Prack (gest. 2023) gefühl- und liebevoll illustriert wurde.

Die Region Nordwestschweiz/Südbaden/Elsass ist ein richtiggehendes Fasnachts-Eldorado. Es gibt hier aber keinen fasnächtlichen Einheitsbrei, jede Fasnacht bietet ihre eigene Ausprä-gung. Es gelang Edith Schweizer-Völker gut, diese Besonderheiten herauszuschälen und das interessierte Publikum – auch mit Hilfe der Helgen von Fredy Prack – auf diese Eigenheiten «gluschtig» zu machen. Es gibt allerdings etwas, das uns alle hier im Dreiland verbindet: nämlich die alemannische Vergangenheit, die sich nicht nur in der Sprache niederschlägt, sondern auch das Brauchtum beeinflusst. So kennen im alemannischen Raum die meisten Fasnachten das Verkleiden, das Tragen von Masken, das Ausspielen von besonderen Figuren, den Einsatz von Musik oder den Gebrauch des Feuers und des Lichtes. Auf Feuer gründen 

beispielsweise der Chienbääse-Umzug in Liestal, die Chluriverbrennung in Sissach, das Reedlischwingen oder die Fasnachtsfeuer in diversen Ortschaften an Hoch- und Oberrhein.

Im badischen und schwäbischen Raum fallen vor allem die archaischen Fasnachtsfiguren mit ihren ebensolchen Masken auf, die oft einen Bezug haben zur bäuerlichen Tradition dieser Gegenden, oft aber auch Anleihen machen bei Spuk, Zauberei und Tod. Zum Beispiel beim bekannten Hexensabbat in Waldkirch bei Freiburg oder beim Tanz aus dem Narrengrab in Zell am Harmersbach. Ein Merkmal der Fasnacht im Schwarzwald sind übrigens auch die kunst-vollen Holzmasken, die man hier häufig findet und die ihrem Träger oft ein Leben lang fas-nächtliche Dienste leisten. Eine der eindrücklichsten Fasnachten im Dreiland ist für Edith Schweizer-Völker diejenige von Rottweil, das im Spätmittelalter zugewandter Ort der Eid-genossenschaft war. 

Eindringlich war der Aufruf von Edith Schweizer-Völker an das Publikum, den Fasnachten im Dreiland einen Besuch abzustatten, dann aber unbedingt am Zielort zu übernachten. Wie in Basel findet überall ein wichtiger Teil des Geschehens in der Nacht statt – und das sollte man auf keinen Fall verpassen! Der dem Buch angefügte detaillierte Veranstaltungskalender erleichtert einem die Vorbereitung der Fasnachtsreise im Dreiland ungemein.

Thomas Kamber (Text und Foto)