Digitale Welt ganz persönlich

Die Grauen Panther Nordwestschweiz veranstalteten ein World-Café zum Thema „Digitalisierung und wir“. 

World-Café? Das ist eine Methode, in kurzer Zeit in ein Thema einzutauchen, unterschiedliche Sichtweisen auszutauschen und voneinander zu lernen. Ende des letzten Jahrhunderts entwickelt, war dieses Vorgehen für die meisten Pantherinnen und Panther noch völlig neu. Gegen 80 Teilnehmende liessen sich darauf ein und verbrachten einen intensiven Nachmittag. 

Doris Moser Tschumi (Vizepräsidentin BS) und Peter Howald (Co-Präsident BS) hatten den Anlass vorbereitet. Weitere Vorstandsmitglieder waren als Moderatorinnen und Moderatoren aktiv. Als Experte nahm Patrick Fassbind, Leiter der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) Basel-Stadt, teil. Aufmerksam folgte den Diskussionen Mustafa Atici, Regierungsratskandidat der SP und Mitglied der Grauen Panther.

Die Pantherinnen und Panther verteilten sich auf sechs Gesprächsrunden, wovon jeweils zwei einem Bereich gewidmet waren. Thema 1: Wie können wir uns bei Problemen mit der digitalen Welt selbst helfen oder im persönlichen Umfeld Hilfe finden? Thema 2: Wo holen wir Unterstützung? Bei welchen privaten Institutionen und privaten Organisationen? Thema 3: Was tun, wenn (digital) alles nicht mehr geht? Nach jeweils 15 Minuten Diskussion zogen die Teilnehmenden weiter zum nächsten Thema.

Hier nur wenige Eindrücke, eine gründliche Auswertung wird folgen.

Ängste und Sorgen, Wissen und Können

Ausgangspunkt war die Erkenntnis der ersten Versammlung zur Digitalisierung im letzten Oktober: Bei den Pantherinnen und Panther gibt es in dieser Hinsicht nicht etwa nur Mühe und Sorgen, sondern auch sehr viel an Wissen und Können!

Das fängt an beim Lösen eines Zug-Tickets. Für einige ist das am Handy so einfach wie Teekochen. Sie bereiten ihre Reise selbstverständlich digital vor und profitieren so auch von Spartarifen und weiteren Angeboten. Andere nutzen nach wie vor den Billett-Automaten, stellen sich geduldig im Schalterraum an, oder sie kaufen sich ein GA, und gehen so diesen Problemen aus dem Weg. Auch Theater- oder Konzert-Tickets lassen sich leicht via Internet reservieren. Aber es gibt auch Kulturinteressierte, die sagen: Ich gehe gerne zur Billett-Kasse oder zur Vorverkaufsstelle. So komme ich unter die Leute.

Auffällig war, wie rasch sich Hilfesuchende und Hilfsbereite vernetzten. „Ich zeig dir das nachher“, war immer wieder zu hören. Tipps und Hinweise auf Anlaufstellen wurden ausgetauscht: Kennt ihr die Angebote der GGG? Habt Ihr schon von Internet-Cafés in Baselbieter Gemeinden gehört? Und ja: Man darf und soll hartnäckig das Verkaufspersonal und die „Hotlines“ der Lieferanten, Dienstleister und Amtsstellen nerven – und sich selbst dabei möglichst wenig aufregen, sondern die Sache auch als Spiel sehen. Die Ressourcen von uns Älteren sind Zeit und Geduld.

Unterschiede im digitalen Bewusstsein

Was aber geht, wenn nichts mehr geht? Die Kompetenz, sich in der digitalen Welt zu bewegen, schwindet oft schon vor den anderen. Eine Diskussionsleiterin wunderte sich, wie stark das Bewusstsein für die digitale Verantwortung auseinanderklafft. Die einen haben nebst dem Vorsorgeauftrag längst auch ihre Passwörter sicher verwahrt und wichtige Dateien auf einen Stick kopiert. Den anderen ist der Sinn solchen Tuns (noch) völlig unklar.

Wichtig: Jede Person kann sich an die KESB wenden, wenn ihrer Ansicht nach jemand gefährdet ist oder Hilfe braucht. Auch Pro Senectute ist bei Fragen und Zweifeln eine gute Anlaufstelle. Bankpersonal hilft ebenfalls, Vorsorge zu treffen. Die Banken sollten immer informiert werden, wenn Fragen der Handlungs- oder Urteilsfähigkeit im Raum stehen. Bei Liegenschaftsbesitz ist evtl. ein Notar zu beizuziehen.

Insgesamt war das World-Café für alle Beteiligten anspruchsvoll, aber auch zweifellos lohnend. Wahrscheinlich gibt es etliche breitgefächerte Themen – Gesundheit, Betreuung, Wohnen usw. – für die sich ein solch intensiver Gedanken- und Wissensaustausch eignen könnte. Die digitale Gesellschaft wird die Grauen Panther weiter beschäftigen, das nächste Mal wieder in anderer Form.

Heinz Weber